Wednesday, June 23, 2010

Warum der Grizzly mich nicht gefressen hat (Teil 2)

Am Dienstag morgen war herrlichstes Wetter. Erstmal geniesse ich die Aussicht aus unserem Zimmer, bzw. vom Schaukelstuhl vor unserem Zimmer. Ich muss mich aber warm einpacken, denn die Temperaturen hier im hohen Norden sind ganz und gar nicht vergleichbar mit den Alabamatemperaturen. Aber fuer mich ist es eine angenehme Abkuehlung!Heute ist ein idealer Tag zum Reiten, so buchen wir kurzentschlossen einen einstuendigen Ausritt entlang des Snake Rivers. Um 10 Uhr geht’s los! Es sind noch 7 andere bei dem Ausritt dabei, aber es stehen nur 9 Pferde hier!? Das reicht nicht ganz, denn der Fuehrer braucht ebenfalls ein Pferd. Aha, da kommt schon ein Anhaenger und bringt nochmals 2 Pferde. So wurde nun jedem sein Pferd zu gewiesen und auf’s Pferd geholfen. Oh je, oh je! Ob ich hier mal nicht am falschen Platz gelandet bin. Es sieht so aus, als ob manche noch nie auf einem Pferd gesessen sind, vielleicht haben sie sogar noch nie ein Pferd gesehen! So wie die auf das Pferd „gehievt“ werden mussten! Dabei kamen die anderen „Reiter“ alle aus Texas. Man sollte meinen, dass Texaner reiten koennen. Ich wurde heute eines anderen belehrt. So ist das im Leben, man lernt nie aus!

Mein Pferd heisst Misty und ist eine Apfelschimmelstute. Der Ritt dauert insgesamt eine Stunde, aber wir sehen gar nicht viele Tiere! Was etwas enttaeuschend war. Aber wenigstens haben wir ein paar weisse Pelikane gesehen! Ich liebe Pelikane! Die sind ja sooooooooo suess!!!! Was machen wir mit dem angefangenen Tag! Eine kleine Wanderung hoert sich doch gut an. Reisefuehrer waelzen und die Tour Elephant Back Mountain hoert sich gut an: 3,5 Meilen, 800 Fuss Hoehenmeter, Schwarzbaeren treiben sich in dem Gebiet herum und man hat von oben eine tolle Aussicht. Das hoert sich gut an! Gleich am Einstieg zum Wanderweg war ein Schild, dass man auf Baeren aufpassen muss. Ich werde ganz aufgeregt, will doch endlich einen echten Baeren sehen! Abseits des Wanderwegs ist es verboten sich aufzuhalten. Baerengefahr! Immer wieder sehe ich Baerenspuren. Je hoeher wir kommen, desto mehr Schnee liegt. Der Weg ist genau wie im Reisefuehrer beschrieben. Im Reisefuehrer steht auch, dass hier oefters Baeren gesehen werden. Hoffentlich gehoert heute zu „oefters“! Oben angekommen hat sich noch kein Baer blicken lassen, aber der Blick auf den Yellowstone Lake und die umliegenden schneebedeckten Berge entschaedigt das. Vielleicht kommt der Baer auf dem Rueckweg. Wir sitzen ein Weilchen oben und geniessen die Aussicht und essen unsere mitgebrachten Muesliriegel. Mein Rucksack wird auch immer leichter, weil die Wasserflaschen stetig geleert werden. Der Baer hat sich nicht blicken lassen – auch gut, so kann er uns schon nicht fressen!!! Wieder am Parkplatz angekommen, war noch etwas Tag uebrig. Also nochmals eine kleine Wanderung – vielleicht lassen sich hier Tiere blicken. Wir suchen uns den Wanderweg De Lacy Creek in Richtung Shoshone Lake aus. Hier soll es Woelfe und auch Elche geben. Um nicht in der Dunkelheit durch den tiefen dunklen Wald wandern zu muessen, hatten wir noch 45 Minuten Zeit in Richtung Shoshone Lake zu wandern und dann mussten wir umdrehen. Um das nicht zu verpassen haben wir den Wecker an meinem iPhone gestellt. Sicher ist sicher! Wir sind aber nicht so weit gekommen wie eigentlich geplant war, die De Lacy Creek hatte ziemlich viel Wasser und wir konnten sie nicht ueberqueren. So sind wir eben hier geblieben und haben auf die Elche gewartet! Vergeblich! Zum kroenenden Abschluss des Tages haben wir ein Abendessem im Old Faithful Inn geplant. Bevor wir ins Restaurant gehen, wollen wir uns noch kurz den Old Faithful Geysir anschauen. Und was fuer ein Glueck: wir kommen gerade an und schon geht er los! Sehr beeindruckend. Die Natur ist doch wunderbar! Nach dem Schauspiel haben wir dann endlich unser verdientes Abendessen zu uns genommen. Zum Glueck muss ich nicht heimfahren, denn ich bin hundemuede, als mein Koerper auf der Flagg Ranch in die Waagrechte kam, bin ich auch sofort ins „Koma“ gefallen. Und schon ist Mittwoch! Heute wollen wir einen weiteren Versuch starten zu Reiten. Vielleicht gibt es irgendwo hier bessere Staelle zum reiten als der gestrige. Wir starten den Versuch im Grand Teton Park. Bei der ersten Station stehen die Pferde gesattelt auf einem Matschplatz und warten auf die Touristen – nein!!! Das ist ganz und gar nicht mein Ding. Wir fragen im nahegelegenen Hotel nach wo man ueberall Ritte machen kann. Im Yellowstone Park selbst werden derzeit aus Sicherheitsgruenden keine Ritte angeboten, weil alles zu nass und rutschig ist. Da es die vorherigen Wochen so viel geregnet hat. Irgendwie unglaublich, dass der Yellowstone Park Probleme mit Wildfeuern hat. Aber die abgebrannten Baeume sind Zeugen hierfuer! Dies ist auch sehr interessant, wie sich der Wald nach einem Brand erneuert. Man sieht viele kleine Baeume nachwachsen und zwischendurch stehen immer noch einige der verbrannten Staemme. Dies wird hier auch der Natur ueberlassen und die alten Staemme werden nicht weggeraeumt sondern fliegen eben irgendwann mal um und bleiben dann eben inmitten des Walds liegen, wo sie im Laufe der Jahre verrotten. Zurueck zum Reiten! Es ist kein ordentlicher Stall oder Pferdevermietung zu finden. Na dann eben nicht! Da wir gerade im Grand Teton Park sind, beschliessen wir hier eine Wanderung zu machen. Wir wollen um den Two Ocean Lake machen. So ein Mist – ein Teilstueck ist gesperrt. Zum Wildschutz. Hmmmmm was machen wir dann??? Wir wandern los in Richtung Emma Matilda Lake – nach kuerzester Zeit waren wir auch schon da. War auch nur eine Meile! Und nun? Wir haben noch etwas Lust weiterzuwandern – also gehen wir nach rechts und hier gibt es dann immer noch einen Wanderweg in Richtung Two Oceans Lake und wir koennten eventuell irgendwie die Sperrung umgehen. Die Wanderung war sehr abwechslungsreich, mal Wald mit Rehen, mal Wiese, hoch auf den Berg, unten im Tal, am See entlang, … Nach knappen 4 Meilen stehen wir schon wieder vor einer Entscheidung, gehen wir noch zum Grand View Point und dann ueber den noerdlichen Weg den Two Ocean Lake zurueck oder gehen wir den gleichen Weg zurueck. 6,2 Meilen und neues interessantes oder 3,7 Meilen, die Strecke die wir schon kannten! Trotz der Wolken haben wir uns fuer den laengeren Weg entschieden. Zum Grand View Point ging’s ganz schoen hoch!!! Schnauf!!! Aber nachher geht’s dafuer wieder runter. Im Tal angekommen sehen wir auf dem Wanderweg immer wieder Wolfs- und Rehspuren. Hoffentlich sehen wir einen Wolf! Oder zwei! Auch hier hatten wir kein Glueck! Der Wolf hat sich nicht blicken lassen. Vielleicht war’s auch Glueck, denn so kann er uns schon nicht fressen! Uffz! Wir wollten eigentlich eine 6 Meilen Wanderung machen, nun sind es 10 Meilen geworden…. Und die Fuesse waren muede! Nicht nur die Fuesse! Ich auch! Heute abend falle ich bestimmt wieder ins „Koma“! Genau so war es auch. Mittlerweile ist schon Donnerstag und es verbleiben nur noch 2,5 Tage in den beiden Nationalparks. Der Grizzly sollte sich jetzt aber schon langsam blicken lassen. Auf dem heutigen Tagesplan stand Geysir Country. Als erster Geysir haben wir nochmals den Old Faithful angeschaut – es war auch nur noch eine halbe Stunde bis er los ging und wir haben uns gleich einen Platz in der ersten Reihe ausgesucht. Zum Zeitvertreib haben wir die Menschen beobachtet, die hier vorbeigekommen sind. Es kamen alle moeglichen unterschiedlichen Menschen vorbei. Ueber manche konnten wir uns koestlich amuesieren. Endlich ging’s los… zuerst nur Wasserdampf und dann mit grossem Getoese eine Fontaene, die bis in den Himmel reicht. Dieses Naturschauspiel finde ich eben immer wieder faszinierend. Mittlerweile haben sich Wolken vor den schoenen blauen Himmel geschoben und wie im Wetterbericht vorausgesagt hat es leicht angefangen zu regnen. So was doofes! In geistiger Umnachtung habe ich meine Regenjacke heute auch nicht mitgenommen. So bin ich eben in den Giftshop und habe mir einen knallgelben Regenponcho gekauft. Gelb passt wenigstens zum Name des Parks! Berni wollte nicht mehr zu mir gehoeren, er fand ich sehe lustig aus. Lieber lustig aussehen als nass werden! Nun koennen sich andere Menschen ueber mich amuesieren. Aber das ist mir egal. Munter und gut gelaunt wandern wir los in Richtung Morning Glory Pool. Vorbei an diversen brodelnden Geysiren, heissen Quellen und natuerlich darf hier im Geysir Country der schweflige Geruch auch nicht fehlen. Der Morning Glory Pool ist eine heisse Quelle, die verschiedene Farben hat. Die verschiedenen Farben entstehen durch Bakterien die sich im heissen Wasser befinden. Bei bestimmten seismischen Aktivitaeten bricht der Morning Glory Pool manchmal auch als Geysir aus, z.B. bei einem Erdbeben. Fast haette der Pool seine Farbenpraechtigkeit verloren. Mal wieder durch die Dummheit und Ignoranz der Menschen. Es gab einige die Muell und alles moegliche in den Pool geworfen haben und dies hat den Durchgang von der heissen Quelle zum Pool verstopft und so kuehlt das Wasser langsam ab und die Bakterien verschwinden. Der Pool wurde vom Nationalpark gereinigt und glaenzt heute wieder!

So nun verlassen wir das Geysirgelaende wieder! Wir wollen mal wieder normale Luft schnuppern. Meinen gelben Umhang kann ich endlich auch wieder ablegen. Es hat aufgehoert zu regnen! Unsere Fahrt bringt uns nun ueber Madison zum westlichen Eingang und dann ueber Norris zum Gardners Hole. Hier ist schon ziemlich viel los. Viele parkende Autos am Strassenrand und wir muessen ein Stueckchen laufen. Das Motto: WARTEN AUF DEN GRIZZLY!!! Ich komme mir richtig schaebig vor mit meiner kleinen Kamera. Alle haben megagrosse Objektive aufgebaut. Ich komme mit einem Amerikaner namens Tim ins Gespraech, sein Objektiv hat etwas mehr als 5000 $ gekostet und er hat mir Bilder gezeigt. Wow! Wie wenn er direkt neben dem Baer steht! Tim steht schon ein Weilchen hier und hat mir die Stelle gezeigt, wo er vermutet wo der Baer demnaechst vorbei kommt. Wir stellen uns auf einen kleinen Huegel und beobachten die Lichtung. Und??? Ich werde ganz aufgeregt!!! Die Baerin kommt aus dem Wald, gefolgt von 4 kleinen Baeren. Ein Grizzlybaer – ein echter Grizzlybaer! Zum Glueck in sicherer Entfernung. So was tolles! Ich hab einen echten Grizzlybaer gesehen – und den auch noch in freier Wildbahn! Und warum hat er mich nicht gefressen??? Ich war zu weit weg…. ! Ausserdem haette er noch andere Leckerbissen gehabt. Die Amis schmecken ihm bestimmt viel besser! Die Grizzlys verschwinden wieder im Wald. Und langsam legt sich meine Aufregeung. Zurueck zum Auto… Wir drehen uns um und wem blicken wir direkt ins Gesicht???? Zwei Bisons! Der eine ist genau so positioniert, dass wir nicht zum Auto koennen und der andere kommt direkt auf uns zuspaziert. Etwas mulmig wird uns nun doch zumute. Das Paerchen, das neben uns gestanden ist, setzt sich in ihr Auto und sie wollen losfahren. Wir fragen sie, ob sie noch bleiben koennten, damit wir uns hinter ihrem Auto verstecken koennten. Nachdem sich die Aufregung wieder gelegt hat, haben wir uns auf den Heimweg gemacht. Mein Naeschen kann auch noch etwas mehr Schwefelgerueche vertragen und wir halten am Fountain Paint Pot an. Berni moechte sein Naeschen nicht mehr strapazieren und wartet im Auto. Mittlerweile ist es schon laengst wieder Abend. Der Tag wird mit dem ekligsten Abendessen des Urlaubs abgeschlossen. An den Glaesern waren Lippenstiftspuren, mein Steak war Roh anstatt „Well Done“ und geschmacklich war’s auch nicht gut. Dafuer war’s aber das teuerste Abendessen des ganzen Urlaubs!

Freitag ist unser letzter Tag im Yellowstone Nationalpark. Gestern war der Hoehepunkt die Grizzlybaeren. Heute haetten wir gerne Elche oder Woelfe!!! Den heutigen Tag wollen wir im Grand Canyon des Yellowstone verbringen. Zuerst fahren wir zum South Rim an den Artist Point. Von hier aus haben wir einen guten Blick auf die oberen und unteren Wasserfaelle und auch auf ein Nest eines Fischadlers. Wandern wollen wir noch nicht, also fahren wir weiter zum North Rim. Wir wollen uns die Wasserfaelle etwas naeher betrachten. Also los zu den oberen Wasserfaellen und dann noch zu den unteren. Man kann ziemlich nahe ran. Sehr beeindruckend die sich die Wassermassen in die Tiefe stuerzen und da gerade die Sonne draussen ist, gibt’s auch noch einen wunderschoenen Regenbogen…… Die Wanderwege entlang des Canyon Rims finden wir nicht sehr einladend, da sie asphaltiert sind. Und der Tag ist noch jung, also gehen wir etwas noerdlich von Canyon Village und machen eine 4,4 Meilen-Wanderung zum Cascade Lake. Hier soll es Woelfe geben. Die Woelfe haben Angst vor mir!!! Sie lassen sich nicht blicken. Der Wanderweg zum Cascade Lake war ziemlich feucht und teilweise ueberflutet! Man hat am Wegesrand schon viele Blumen gesehen, die aber leider noch nicht bluehen! Dafuer waren wir einen Monat zu frueh dran. Ok, heute kein besonderes Tier mehr, das wir noch nicht gesehen hatten!!! Aber wir sollten noch ein Highlight bekommen! Zwar kein Wolf und auch kein Elch, dafuer haben wir auf dem Heimweg im Hayden Valley angehalten um die Bisonherde zu beobachten. Es waren bockende, kaempfende Bisons dabei. Sie sind ueber die Wiese galoppiert und haben dann die Strasse ueberquert. Da bebt die Erde wenn die schweren Viecher ueber die Erde trampeln… Kaum waren die Bisons weg, hat sich die Wapitihirschherde vom Waldrand auf die unteren Ebenen des Tals getraut! Ach ich koennte stundenlang den wilden Tieren zuschauen.

Heute Samstag ist unser Abreisetag gekommen. Wir wollen die Chancen einen Elch zu sehen noch etwas erhoehen und planen noch eine kleine Wanderung im Grand Teton Park. Fuer uns erscheint der Jenny Lake mit den Moose Ponds (Elchteiche) der ideale Platz, um einen Elch zu sehen. Wir haben 2 Moeglichkeiten, eine Wanderung um die Moose Ponds (etwas mehr als 3 Meilen) oder nur zu den Moose Ponds und zurueck (ca. 2 Meilen). Jetzt laufen wir erstmal los. Eine Entscheidung koennen wir spaeter noch faellen. Auf dem Weg zu den Ponds sehen wir wieder Murmeltiere. Auf einem Stein machen wir Rast und packen das Fernglas aus. Hiermit beobachten wir den Waldrand – keine Elche weit und breit! Schade, schade! Wir hoeren ein Geraeusch, das sich anhoert wie wenn eine Harley startet. Dieses Geraeusch habe ich schon oeftes im Park gehoert, und ich frage Berni ob er es auch hoert. Wir beide sind der Meinung es ist eine Harley, obwohl ich es komisch finde, dass man es so weit weg von den Strassen hoert und es endet immer nach kurzer Zeit! Nun stehen wir vor der Entscheidung – den laengeren Rundweg zu laufen oder zurueck! Ich denke die Chancen auf den Elch sind auf dem Rundweg groesser. Also entscheiden wir uns fuer den laengeren Weg – obwohl noch 5 Stunden Autofahrt nach Salt Lake City vor uns liegen! Und als wir da so wandern, steht er ploetzlich vor uns! Majestaetisch blinzelt er uns an…. Der Elch! Es juckt ihn an der Schnueffelnase und er muss sich kratzen. Waehrend wir fasziniert den Elch beobachten hoeren wir wieder die „Harley“ starten. Dieses mal ganz nah! Und siehe da es ist ein Vogel, der mit dem Geraeusch die Weibchen anlocken will. Fuer den Elch ist es mittlerweile an der Zeit ein Nickerchen zu machen. Dass wir ihn beobachten stoert ihn nicht im geringsten. Er legt sich hin und seine Augenlider werden immer schwerer. Aus dem Augenwinkel beobachtet er die beiden zweibeinigen Kreaturen (uns) aber trotzdem. Ganz geheuer sind wir ihm wohl nicht!

Das war nun noch der kroenende Abschluss unseres Trips und wir sind bereit zurueck ins heisse Alabama zu fliegen!!!

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