Wednesday, August 31, 2011

66 Meilen durch den Glacier Nationalpark! (Letzter Teil)

Es ist schon wieder Donnerstag und mein Urlaub ist zur Haelfte rum. Die Zeit rast, vor allem waehrend man Freizeit hat! Heute steht eine Wanderung zum Sperry Chalet auf dem Programm. Der Ausgangspunkt ist am Lake McDonald, das ist angenehm, denn es ist nicht so weit zum Fahren. Zuerst ging es erstmal nur den Berg durch ein bewaldetes Gebiet hoch! Schnauf! Am Wegesrand gibt es viele verschiedene Wildblumen in allen Farben und Formen. Die Wildblumen zu begutachten ist eine willkommene Verschnaufpause. Der Wanderweg fuehrt am Fuss des Mount Brown entlang ueber den westlichen Bergkamm des Mount Edwards. Immer wieder habe ich eine Blick auf U-foermige Taeler, auch Wasserfaelle bekomme ich zu Gesicht. Oh, wer sitzt denn da auf einem Stein und beobachtet mich? Ein Murmeltier, ich glaub zumindest es ist eins. Ich schaue ihn an und er schaut mich an. Hmmm der ist aber zutraulich, naja ich bin aber auch ganz leise und anscheinend gefaellt ihm das Photoshooting! Nach einer kleinen Weile verabschiede ich mich vom Murmeltier, denn es liegt noch ein ganz schoenes Stueckchen Weg vor mir. So langsam habe ich auch die Schneegrenze erreicht. Immer wieder komme ich an Schneeresten vorbei und es wird immer mehr. Nach der naechsten Kurve liegt ein grosses Schneefeld vor mir, hmmm, ob ich das wohl schaffe. Sieht irgendwie nicht so aus, als ob schon viele hier weitergewandert sind. Ich besorge mir vom Wegesrand einen Wanderstock und so meistere ich auch dies. Es geht stets weiter bergauf - schon bald sehe ich den Weg gar nicht mehr vor lauter Schnee, aber zum Glueck hat es an den Baeumen Markierungen und ich finde den Weg zur Huette "Sperry Chalet"! Hier oben ist es ganz schoen schattig - ausserdem sieht das Wetter verdaechtig nach Regen oder Gewitter aus. Die Schneeschmelze hat hier oben noch nicht wirklich eingesetzt. Ein bisschen vielleicht. So ziehe ich erstmal meine 3/4 Hose und meine Jacke an. So jetzt ist's mir wieder warm und ich kundschafte erstmal die Gegend hier oben aus und schleiche um die Huette. Diese scheint bewohnt zu sein. Wenn ich das gewusst haette, dann haette ich hier oben eine Uebernachtung gebucht und waere dann am naechsten Tag ueber den Gunsight Pass zu den Gletschern gewandert. Aber wie sich herausstellt, sind die Personen hier oben doch keine Urlauber sondern Mitarbeiter des Nationalparks. Die waren ganz erstaunt mich hier zu sehen, aber sie konnten mir noch gute Tips geben. Eigentlich wollte ich doch unbedingt noch weitere Gletscher sehen, aber von hier aus zum Sperry Gletscher waeren es noch 3,5 Meilen gewesen - das waere zu weit gewesen, denn ich hatte noch einen langen Abstieg vor mir. Also folge ich den Tips der Arbeiter hier und steige noch ein kleines Stueckchen weiter auf. Von weiter oben hat man wohl einen tollen Blick auf den Lake McDonald und es hat sich gelohnt - die Aussicht ist atemberaubend schoen. Die dunklen Wolken haben sich mittlerweile auch verduennisiert und die Sonne lacht wieder vom Himmel. Ich hatte schon befuerchtet in ein Gewitter zu kommen. Aber dann haette ich auf der Huette Unterschlupf gesucht. Gerne waere ich noch weiter hoch und haette auf die andere Seite des Bergkamms gespickelt, aber aus zwei Gruenden hab ich das nicht gemacht, erstens war's schon recht spaet und ich sollte langsam an meinen Abstieg denken und zweiten hatte es doch noch ganz schoen viel Schnee, welcher ziemlich rutschig war. Und ohne Schneeschuhe ist das vielleicht doch etwas gefaehrlich. Endlich kann ich mich losreissen und mache mich auf den Heimweg.... ich komme wieder am Murmeltier vorbei! Er sitzt immer noch da, wahrscheinlich wohnt er hier. Vielleicht bin ich ja durch seinen Vorgarten gelaufen. You never know! Am Ende des Tages bin ich 13,5 Meilen gewandert und habe zudem noch 975 Hoehenmeter gemacht, nach oben und wieder nach unten! Trotzdem war ich noch rechtzeitig wieder zurueck in Kalispell, um noch in einem Restaurant was richtiges zum Essen zu bekommen. Ein Italiener konnte ich zu Fuss vom Hotel aus erreichen. Das Essen war sehr lecker, ich habe mir Pasta mit Wodkasosse gegoennt und als Vorspeise Bruschetta, mit dem Knoblauch wurde hier nicht gespart! Und wie jeden Tag falle ich sobald ich im Bett liege wieder in einen komaaehnlichen Schlaf. Nun habe ich noch 2 Wandertage vor mir. Und da ein Teil des Glacier Nationalparks sich in Kanada befindet, fahre ich an meinem vorletzten Tag nach Kanada. Die Grenze kann man deutlich erkennen, es befinden sich keine Baeume auf dem Grenzstreifen - sieht irgendwie lustig aus. Endlich komme ich am Eingang des Parkes an. Meine Jahreskarte fuer Nationalparks der USA gilt hier nicht! Eigentlich logisch, denn ich bin ja auch in Kanada (Alberta) - und der Nationalpark heisst hier auch nicht Glacier sondern Waterton Lakes. Das Oertchen Waterton Park ist schnuckelig und liegt direkt am Waterton Lake. Ich glaube, hier koennte ich es auch ein paar Tage aushalten. Rehe und Damwild spaziert hier auf der Strasse rum. Cool! So nun muss ich mich entscheiden wo ich entlang wandere. Entweder zu den Bertha Falls oder in Richtung des Boundary Trails. Hier im Ort gibt es auch einen kleinen Wasserfall, so entscheide ich mich in Richtung der USA-Grenze zu wandern. Ob es dort wohl eine Grenzkontrolle gibt? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, denn es ist nur ein Wanderweg. Der Weg ist stellenweise ganz schoen anspruchsvoll und an einer Stelle stand ein Schild: "Lead your horse". Warum man hier wohl sein Pferd fuehren muss?! Ein Blick um die naechste Kurve ist des Raetsels Loesung. Hier geht es steil bergauf (oder steil bergab, je nachdem in welche Richtung man unterwegs ist), der Weg ist schmal, auf der einen Seite ist gleich der Abgrund und den Kopf koennte man hier auch am Ueberhang anhauen. Also ich wuerde mit meinem Pferd hier auch nicht reiten wollen.... und eigentlich wuerde ich mein Pferd auch nicht ueber diese Passage fuehren wollen. Da bin ich ja froh, dass ich zu Fuss unterwegs bin! :-) Gerade als so die Zeit gekommen ist, dass ich so langsam umdrehen muss, kommt mir eine groessere Wandergruppe laermend entgegen. Ich hoere sie schon lange bevor sie in Sichtweite kommen. Hier frage ich gleich wie das ist, wenn man mit der Faehre ueber den Waterton Lake zurueckfahren will. Sie nehmen mir die Illusion, dass ich einen auf faul machen kann, denn das Ticket haette ich vorher im Ort kaufen muessen. So ein Mist! Bis zur Grenze sind es wohl noch 30 Minuten und bis zur Immigration noch 3 Stunden. Also bis dahin schaff ich es auf jeden Fall nicht mehr und auch die 30 Minuten sind mir zu lang, den mit Hin- und Rueckweg waere ich eine Stunde laenger als geplant unterwegs gewesen. Ausserdem will ich ungern zu Daemmerungszeiten noch lange wandern, wegen der Baeren. Ich moechte schliesslich nicht das Abendessen eines Grizzlys werden. So kann ich eben nicht sagen ich bin von Kanada nach USA gewandert - ein Grund nochmals hierherzukommen! Heute bin ich nur knappe 8 Meilen gewandert - trotzdem falle ich im Hotel sofort wieder in meinen komaaehnlichen Schlaf. Also ueber Schlafstoerungen kann ich mich ganz und gar nicht beklagen! So nun ist mein letzter Urlaubstag angebrochen und ich habe vor heute etwas einfaches zu machen. Hier bietet sich der Lake McDonald West Shore Trail an. Dieser ist einfach 7 Meilen lang, aber es sind keine Hoehenmeter zu machen. Auf der Fahrt zum Fish Lake Campground, an welchem sich der Einstieg zum Wanderweg befindet erhasche ich gigantische Blicke auf den See. Das Wasser ist ganz ruhig und man sieht die Berge als Spiegelbild. Ein grosser Teil des Waldes hier ist durch Wildfeuer abgebrannt. Im Jahr 2003 sind 10 % des Glacier Nationalparks durch Wildfeuer zerstoert worden. Jedoch sind diese Feuer auch ein wichtiger Teil des Oekosystems und so laesst man hier die Natur das selbst regeln. Die abgebrannten Baumstaemme sehen zwar nicht so schoen aus, aber hier wachsen wunderschoene Wildblumen und das Dickicht ist stellenweise ziemlich dick! Nach etwas mehr als 7 Meilen bin ich am anderen Ende des Sees angekommen! Es gibt nun 2 Moeglichkeiten - den ganzen See umrunden oder die gleiche Strecke wieder zurueck. Unter Anbetracht dessen, dass ich noch meine Sachen packen muss und der Flieger morgen frueh um 6 Uhr geht, waehle ich die kuerzere Alternative und gehe den gleichen Weg zurueck. Am Ende des Tages habe ich 14,8 Meilen zurueckgelegt und summa summarum habe ich ca. 66 Meilen des Glacier Nationalparks zu Fuss erkundet! Es war ein herrlicher Urlaub - den ich gerne nochmals wiederholen moechte, denn es gibt noch einiges, das ich nicht gesehen habe!

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